ADRK>> |
Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V. |
Auf dieser Seite können Sie sich Firmenlogos, Werbebanner und sonstiges Bildmaterial herunterladen, das vom ADRK e.V. offiziell zur Verfügung gestellt wird. Bitte beachten Sie, dass alle ADRK Logos und sonstiges Bildmaterial dem Markenschutz unterliegen und gesetzlich geschützt sind. Bitte informieren Sie uns (info@adrk.de), bei Publikationen, wofür Sie das Logo verwenden möchten.
Die Hüftgelenksdysplasie ist eine recht häufig anzutreffende Krankheit beim Rottweiler und anderen Hunderassen. Die Definition von HD in der Literatur ist durchaus unterschiedlich, doch besteht weitgehend Einigkeit, daß es sich dabei um eine Fehlbildung des Hüftgelenkes handelt, bei der die Hüftgelenkspfanne und der Oberschenkelkopf nicht korrekt zueinander passen. Hinzu kann eine Lockerheit im Hüftgelenk kommen, und die Symptome können nur auf einer Seite oder beidseitig auftreten.
Als Folge der Fehlbildung können mit zunehmendem Wachstum Fehlbelastungen, Dehnungen der Gelenkkapsel sowie arthrotische Veränderungen im Gelenk auftreten, die den Tieren Schmerzen bereiten und bis zur Bewegungsunfähigkeit führen können.
Allgemein anerkannt ist eine genetische Disposition (Veranlagung) zur Ausprägung von HD. Das bedeutet aber nicht, daß ein solches Tier krank werden muß, sondern bei entsprechenden Umwelteinflüssen krank werden oder auch gesund bleiben kann. Hierin zeigt sich ein Problem der Auswahl von Zuchttieren anhand ihrer Röntgenauswertung. Von zwei Tieren mit gleicher genetischer Veranlagung kann das eine ein tadelloses das andere ein schlechtes Röntgenergebnis haben. Das eine wird aber zur Zucht zugelassen, das andere nicht.
Umgekehrt können, was viel tragischer ist, zwei Tiere nach der Röntgenauswertung HD-Frei, also gesund, sein, wobei das eine trotz genetischer Veranlagung für HD aber dank günstiger Umwelteinflüsse ebenso in die Zucht genommen wird wie das andere, das von der genetischen Veranlagung ebenfalls in Ordnung ist. Damit wird die Selektion natürlich unwirksam.
Auffällig bei der HD ist, daß es sehr große Rassenunterschiede gibt, und daß große und schwere Rassen stärker betroffen sind als kleine und leichte. Die Ursache wird darin vermutet, daß die Gelenke von ersteren durch ihr Gewicht und schnelles Wachstum weitaus stärker belastet werden. Die normale Entwicklung des Hüftgelenkes, das ja nach der Geburt noch weiter wachsen muß, kann hierdurch bei entsprechender genetischer Disposition beeinträchtigt werden.
Über die "richtige" Diagnostik von HD ist viel geschrieben worden, und viele Ansätze zur objektiven und standardisierbaren Auswertung wurden vorgeschlagen. Für die Tierzucht ist die Aufdeckung der genetischen Veranlagung von zentralem Interesse. Daher sollte die Auswertungsmethode auf diesen Aspekt ausgerichtet sein.
Die Hüften der Zuchttiere müssen im ADRK schon recht lange geröntgt werden. Über die Zulassung zur Zucht und die Einstufung der HD gibt nachstehende Tabelle Auskunft.
ADRK | HD Beschreibung | Zucht-beurteilung | VDH | FCI |
---|---|---|---|---|
HD - | Frei | Zucht- und körfähig | HD 0 | A 1I2 |
HD +/- | Übergangsform | Zucht- und körfähig | HD 1 | B 1I2 |
HD + | Leicht | Zuchtfähig | HD 2 | C 1I2 |
HD ++ | Mittel | Zuchtverbot | HD 3 | D 1I2 |
HD +++ | Schwer | Zuchtverbot | HD 4 | E 1I2 |
HD 0 | Untersuchung fehlt | Nicht zuchtfähig |
Klinik für Kleintiere (Chirurgie) der Justus-Liebig-Universität Gießen
A. Flöck, B. Tellhelm und M. Kramer
In der Klinik für Kleintiere (Chirurgie) wird seit November 2003 eine Studie zur Frühdiagnostik der Hüftgelenksdysplasie per Ultraschall an Hundewelpen durchgeführt (Foto1).
In den Jahren zuvor wurden die Grundlagen für die nun am lebenden Welpen durchgeführten Untersuchungen geschaffen. Dazu wurde die in der Humanmedizin seit mehr als 10 Jahren eingesetzte Ultraschalluntersuchung bei Säuglingen für den Hundewelpen angepasst und ergänzt. Der große Vorteil dieses Verfahrens in der Humanmedizin ist, dass eine Frühdiagnostik bereits in den ersten Lebenswochen möglich ist und somit auch eine frühzeitige und „einfache“ Therapie der HD Erkrankung gegeben ist. So können z. T. mit relativ geringen therapeutischen Mitteln (z.B. „breites Wickeln“ oder Spreizhöschen) auch mittlere oder schwere Hüftgelenksdysplasie beim Säugling erfolgreich behandelt werden.
In der Kleintierklinik in Gießen wurde in den letzten Jahren ein standardisierter sonographischer Untersuchungsgang und ein dazugehöriges objektives Auswertungsverfahren für das Hüftgelenk des Hundewelpen erstellt. Zur Zeit werden Reihenuntersuchung an lebenden Welpen verschiedener Rassen durchgeführt, um zu überprüfen, ob auch beim Hund eine Frühdiagnostik möglich ist. Unser Ziel ist es die per Ultraschall erhobenen Befunde mit anzufertigenden Röntgenaufnahme im Alter von mindestens einem Jahr zu vergleichen.
Die Untersuchung am Welpen dauert ca. 10 Minuten und die Hunde sollten zwischen 3 und 6 Wochen alt sein (Foto2). Die Tiere werden ohne Narkose (wach) durch leichte Fixation des Züchters auf dem Untersuchungstisch in Seitenlage gehalten. Im Bereich des Hüftgelenkes muss ein kleiner Bereich der Haare geschoren werden (zur Ankopplung des Ultraschallkopfes).Es werden dann verschiedene Standardschnittbilder angefertigt, an diesen werden bestimmte Winkel und die Gelenklockerheit bestimmt. Die Untersuchung ist für die Tiere vollkommen schmerzlos und ohne Risiko.
Zur Verminderung einer Infektion der Tiere wird der Untersuchungstisch vorher speziell gereinigt und mit sterilen Tüchern abgedeckt, auch haben die Welpen keinerlei Kontakt zu anderen Hunden (zudem wird die Untersuchung in der Chirurgie durchgeführt, hier sind i. d. R. keine durch Infektionskrankheiten erkrankte Tiere vorhanden). Die Welpen werden anschließend zur eindeutigen Identifizierung per Transponder gechipt (Chip-Nummer wird mitgegeben) (Foto3).
Die gleichen Welpen können dann mit mindestens 1 Lebensjahr (bzw. je nach Rasse mit 15 oder 18 Monaten) in der Kleintierklinik zur kostenlosen HD-Röntgenuntersuchung vorgestellt werden.
Die Untersuchung sind für die Züchter komplett ohne Kosten verbunden:
Wie oben bereits erwähnt, ist das Ziel der Studie, zunächst zu klären, ob eine Vorhersage der HD-Einteilung mittels Ultraschall möglich ist. Denn auch in der Veterinärmedizin ergeben sich durch die frühzeitige Erkennung der mittleren und schweren Formen der Hüftgelenksdysplasie (HD) eine Vielzahl von Vorteilen.
Sie können an der Studie teilnehmen, wenn Sie einen Wurf Welpen im Alter von 3 bis 6 Wochen haben (sieh Foto oben) oder einen Wurf erwarten. Kontaktieren Sie uns und machen einen Termin aus:
Chirurgische Veterinärklinik der Justus-Liebig-Universität Gießen
Dr. B. Tellhelm - Fachtierarzt für Chirurgie
HD- / ED-Gutachter des ADRK e.V.
In den letzten Jahren werden bei Hunden als Lahmheitsursache im Bereich der Vordergliedmaßen immer häufiger Erkrankungen des Ellbogenge!enkes diagnostiziert.
Es handelt sich meist um chronische degenerative Arthropathien, die in den weitaus meisten Fällen ihre Ursache schon in Erkrankungen des Gelenkes während der Wachstumsphase beim jugendlichen Hund haben. Durch Wachstumsstörungen im Bereich der Gelenkflächen oder in den Wachstumszonen der gelenkbildenden Knochen kommt es zu Inkongruenzen oder / und Instabilitäten, die im weiteren Verlauf, je nach Ausprägungsgrad, zu mehr oder minder erheblichen Arthrosen führen.
Zu den Grunderkrankungen, die diese Arthrosen verursachen, zählen: isolierter Processus anconaeus (IPA), fragmentierter (isolierter) Processus coronoideus medialis ulnae (FPC) Osteochondrose des condylus medialis humeri (OCD), Inkonguenz/Stufenbidung und andere Anomalien des Gelenkknorpels.
1989 wurde in Davis, Kalifornien die International Elbow Working Group (IEWG) gegründet. Ziel dieser Gruppe ist es, die Bemühungen zur Reduzierung dieser Erkrankungen weltweit zu koordinieren: Forschung, Verbreitung von Informationen. Empfehlungen zum Führen von nationalen Registern und Aufklärung über die oben aufgeführten Erkrankungen.
Obwohl medizinisch nicht korrekt, werden diese Erkrankungen unter dem Begriff "Ellbogengelenks Dysplasie ED" zusammengefaßt. Die Mitglieder der IEWG stimmen darin überein, daß die Vererbung eine wesentliche Rolle bei der Entstehung und Ausprägung der ED spielt.
Da die Grunderkrankungen häufig zu spät diagnostiziert werden, um sie erfolgreich zu behandeln, bzw. die Behandlungserfolge unbefriedigend sind, wird, ähnlich wie bei der HD, eine züchterische Selektion empfohlen, die auf der Basis von Röntgen-Reihenuntersuchungen erfolgt und das Ziel hat, gesunde Hunde zu züchten.
Folgende Voraussetzungen sind zu erfüllen:
Von jedem Gelenk ist mindestens eine seitliche (medio-laterale) Aufnahme in gebeugter Haltung anzufertigen. Dabei soll der Winkel zwischen Humerus und Radius etwa 45 Grad betragen und das Gelenk orthograd abgebildet sein.
Die Aufnahmen sind mit den vollständigen Daten des Hundes zu versehen. Das setzt voraus, daß der Hund entsprechend gekennzeichnet ist (z. B. Tätowierung). Die Aufnahmen sollen zentral archiviert und mindestens 1 0 Jahre aufgehoben werden.
Die Untersuchungsergebnisse sollen veröffentlicht werden, damit Züchter und wissenschaftlich interessierte Personen sich informieren können.
Die Belichtung muß so gewählt werden, daß auch die überlagerten Bereiche des Proc. anconaeus und des Radiuskopfes noch zu beurteilen sind. Verprojizierte und fehlerhaft belichtete oder entwickelte Röntgenaufnahmen sind nicht auswertbar. Sehr stark gebeugte Gelenke lassen zwar eine bessere Beurteilung der proximalen Kontur des Proc. anconaeus zu, sind aber fast immer verprojiziert, und der kraniale Gelenkabschnitt ist kaum zu beurteilen.
Ein Gelenk wird als abnormal beurteilt, wenn Arthrosen oder die folgenden Grunderkrankungen röntgenologisch nachgewiesen werden:
Es besteht eine Zone erhöhter Knochendichte (Sklerose) am distalen Ende der Incisura trochlearis im Bereich des Proc. coron. lat. Es wird empfohlen diese Hunde nach einem halben Jahr nochmals zu röntgen.
In Schweden sind nach diesem Schema schon weit über 20 000 Hunde beurteilt worden. Bei Hunden mit mittlerer oder hochgradiger Arthrose übernimmt der Verein die Beurteilungskosten. Die Ergebnisse gehen an Besitzer und Zuchtverband, der sie veröffentlicht.
Ein Zuchtausschluß erfolgt nicht. Da aber immer mehr Züchter bei ihren Paarungen auf Hunde mit gesunden Gelenken bzw. mit geringgradig arthrotisch veränderten Gelenken zurückgreifen, hat sich die Arthrosehäufigkeit schon deutlich verringert.
Seit dem 01.08.1996 ist mit Beschluß der Beiratshauptsitzung vom April 1996 mit der HD- ebenfalls eine ED-Untersuchung erforderlich.
Im ADRK wird nach folgendem Schema ausgewertet:
ED | Beschreibung | Arthrose | Zuchtbeurteilung |
---|---|---|---|
ED - | Frei | Frei | Zucht- und körfähig |
ED +/- | Übergangsform | Übergangsform | Zucht- und körfähig |
ED + | Leicht | Grad 1 = I | Zucht- und körfähig |
ED ++ | Mittel | Grad 2 = II | Zuchtfähig |
ED +++ | Schwer | Grad 3 = III | Zuchtverbot |
ED 0 | Untersuchung fehlt | . | Nicht zuchtfähig |
Doris Jessen, Fachjournalistin, Hamburg
Doris Jessen (45) studierte in München Kommunikationswissenschaft sowie Markt- und Werbepsychologie. Nach zehn Jahren fest angestellter Tätigkeit als Pressesprecherin verschiedener Unternehmen wagte sie 1996 den Sprung in die Selbstständigkeit und ist seitdem als PR-Beraterin und freie Journalistin tätig. Ihre Beschäftigungsschwerpunkte sind neben der Informations- und Kommunikationstechnik Themen rund um ihre beiden Hobbys: Hunde und Pferde.
Ihr besonderes Interesse gilt der Tiermedizin, wobei sie großen Wert darauf legt, auch komplizierte Sachverhalte einfach verständlich darzustellen. In diesem Umfeld wird sie den Allgemeinen Deutschen Rottweiler-Klub e.V. auch zukünftig in regelmäßigen Abständen mit Beiträgen unterstützen.
Doris Jessen ist verheiratet und lebt in Hamburg. Neben ihrem Ehemann Lars Jessen umfasst die kleine Familie noch die Australian Shepherd Hündin "Apron" sowie die beiden American Quarter Horses "Peppy" und "Pago".
Parvovirose - Schließen Sie die immunologische Lücke
Die Risiken einer Infektionskrankheit sind jedem verantwortungsbewussten Hundezüchter und Hundehalter bekannt. Für Welpen besonders gefährlich, weil in 80 Prozent der Fälle tödlich, ist die Parvovirose. Bisher konnten sie im besonders gefährdeten Alter zwischen der 5. und 8. Lebenswoche nicht geimpft werden, weil die mütterlichen Antikörper eine Barriere gegen die Impfung bildeten. Mit dem modernen Impfvirus (CPV 2b) ist seit kurzem auch eine Frühimpfung möglich.
Der Beitrag enthält außerdem umfangreiche Empfehlungen, wie sich ein Züchter verhalten soll, dessen Betrieb von Parvovirose betroffen ist.
Die Parvovirose, hervorgerufen durch das canine Parvovirus (CPV) ist eine der gefährlichsten Infektionskrankheit für den Hund. Sie befällt vor allem das Immunsystem und die Darmschleimhaut. „Drei bis zehn Tage nach der Ansteckung, die über Nase und Maul erfolgt, bekommt der Hund Fieber, wird matt und appetitlos. Kurz darauf folgen die typischen Symptome Erbrechen und übelriechender, zunehmend blutiger Durchfall. Wird das Tier jetzt nicht sofort behandelt, kann es innerhalb von wenigen Tagen sterben“, erläutert Dr. med. vet. Günter Allmeling, Facharzt für Chirurgie und Chef der Tierklinik Börnsen bei Hamburg.
Die intensivmedizinische Therapie muss üblicherweise stationär in einer Tierklinik erfolgen. „Das Ziel ist, das Tier in seiner Konstitution und Kondition so lange stabil zu halten, bis die eigene Abwehr greift. Da man gegen das Virus selbst wenig unternehmen kann, besteht die Behandlung hauptsächlich aus Dauerinfusionen, um den Flüssigkeitshaushalt zu stabilisieren. Dazu kommen starke Antibiotika gegen Sekundärinfektionen und virenspezifische Maßnahmen wie die Gabe von Interferon und Hyperimmunseren“, so Dr. Allmeling weiter.
Welpen durch Muttermilch geschützt
Wichtig ist in jedem Fall, dass die Mutterhündin durchgeimpft ist, dann sind die Welpen in den ersten Lebenswochen durch die „maternalen“ (mütterlichen) Antikörper geschützt. Diese nehmen sie in den ersten zwei Lebenstagen mit der Biestmilch der Hündin auf. Die mütterlichen Antikörper bauen sich aber in ihrer Zahl in den ersten Lebenswochen ab, und da der Welpe noch keine eigenen Antikörper produziert, wird der Schutz immer geringer und das Ansteckungsrisiko höher.
Die „immunologische Lücke“
Besonders infektionsgefährdet sind Welpen – abhängig von der Anzahl der mütterlichen Antikörper – zwischen ca. der vierten/fünften und zehnten/zwölften Lebenswoche. Die Hundebabys in dieser Zeit zu impfen, war bis vor kurzem wenig sinnvoll. Denn die Reste der mütterlichen Antikörper betrachten das Impfvirus als Infektion und inaktivieren es. Für den Schutz gegen eine tatsächliche Infektion reichen sie aber nicht aus. Diese Phase bezeichnet man als „immunologische Lücke“.
Ein weiteres Problem hat der Züchter, wenn einer seiner Hunde erkrankt. Dann sollte der Immunschutz beim noch gesunden Bestand noch einmal aufgefrischt werden. Das war aber – zumindest für andere tragende Hündinnen des Züchters – mit den bisherigen Lebendimpfstoffen riskant, weil die Impfviren über die Plazenta des Muttertieres die Föten infizieren oder sie schädigen können.
Forscher entwickeln Frühimpfstoff
Daher gingen die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen der Impfstoffhersteller seit langem dahin, Vakzine herzustellen, mit denen diese kritische Phase auf einen minimalen Zeitraum verkürzt werden kann. Von Vorteil war, dass das Parvovirus CPV Typ 2 mit der Zeit kleinere Mutationen bildete: die Antigene CPV 2a und seit einigen Jahren zunehmend auch CPV 2b. Die Veränderungen sind nur sehr gering. Sie sorgen aber dennoch dafür, dass der neue Impfstoff „Virbagen Puppy 2b“ auf der Basis des Typs 2b von den mütterlichen Antikörpern im Welpenorganismus (dessen Mutter üblicherweise gegen Typ 2 oder 2a geimpft wurde) nicht inaktiviert wird. Trotzdem bewirkt das Impfvirus eine sog. „Kreuzimmunität“, die den Welpen auch gegen die anderen Virenstämme schützt.
Auch bei tragenden Hündinnen kann der neuartige Impfstoff risikolos eingesetzt werden, wie eine Sicherheitsstudie ergab: Die Impfung hatte keinen Einfluss auf den Verlauf der Trächtigkeit, Geburt oder Wurfgröße und die gesunden Welpen entwickelten sich normal.
Wann soll man impfen?
Acht bis zehn Tage braucht ein gesunder Körper mindestens, um nach einer Impfung erste Antikörper zu bilden. Bis zum vollen Immunschutz muss sich das Immunsystem vier bis sechs Wochen mit der zweiten Impfung auseinander gesetzt haben (Booster-Effekt). Die Welpen sind dann also bereits 16 Wochen alt. „Da aber die mütterlichen Antikörper oft schon nach wenigen Lebenswochen unter den noch schützenden Grenzwert (Grenztiter) rutschen, sollten die Welpen schon in der fünften Woche das erste Mal mit dem neuen CPV 2b-Impfstoff geimpft werden, um die Risikophase für Parvovirose so kurz wie möglich zu gestalten“, so Dr. Allmeling.
Ab der 8./9. Lebenswoche können dann in der gewohnten Weise die regulären Impfungen durchgeführt werden, wie auf den entsprechenden Internetseiten des VDH (Volltextsuche: Impfempfehlung) empfohlen.
Der Teufel schläft nicht
Eine Parvovirose-Infektion kann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auftreten. Denn das Virus wird in großer Menge mit dem Kot erkrankter Tiere ausgeschieden, es ist sehr robust und kann monatelang in der Umwelt überleben. So ist es bei Temperaturen von 4 bis –25° Celsius noch nach 13 Monaten infektiös, bei 32° Celsius behält es seine krankmachende Wirkung noch länger als sechs Monate. Selbst 80° Celsius übersteht es mindestens 30 Minuten – ebenso wie Chloroform oder Säure.
Umfangreicher Maßnahmenkatalog
Jetzt muss sich die gesamte Organisation des Zuchtbetriebes auf den Kampf gegen die Parvovirose einstellen. In erster Linie sind die (noch) gesunden Hunde zu schützen. Das geschieht durch Quarantänebereiche für jedes einzelne Tier, die von den „Normalstationen“ strikt getrennt und möglichst von verschiedenen Personen betreut werden. Die kranken Tiere müssen als letzte versorgt werden.
Von besonderer Bedeutung sind die Desinfektionsmaßnahmen. Hände müssen regelmäßig gewaschen oder für jedes Tier eigene Gummihandschuhe getragen werden. Zu den potenziellen Überträgern gehören auch Schuhe, Kleidung und Futter- oder Transportwagen. Sinnvoll sind Schutzkittel (besser als Overalls), Einwegüberschuhe oder Desinfektionsmatten an den Übergangsstellen von den Quarantäne- zu den Normalstationen. Die gesamte Schmutzwäsche ist zunächst in verschlossenen Beuteln aufzubewahren und vor dem Waschen zu desinfizieren.
Zur Desinfektion eignen sich nur wenige Mittel, da das canine Parvovirus sehr resistent ist. Dazu gehören:
Nähere Auskünfte geben Hygienemittel-Hersteller wie z.B. Interhygiene GmbH in Cuxhaven, HWR Chemie in Emmering oder Noack GmbH in Warendorf.
Vor der Aufbereitung des Desinfektionsmittels oder bei der Einwirkzeit sollte geprüft werden, ob auch die Mischung und damit die Konzentration stimmt. Generell wichtiger als viel Desinfektion sind gezielte Maßnahmen, die auch „sitzen“. Was nicht desinfiziert werden kann, muss im akuten Krankheitsfall radikal entfernt werden.
Vorsicht walten lassen sollte der Züchter immer bei Neuzugängen: Sie müssen mindestens zwei bis vier Wochen vor ihrem „Einzug“ eine Grundimmunisierung erhalten haben und sollten zwei bis drei Wochen in Quarantäne gehalten werden. Letzte Gewissheit über die Virenfreiheit gewinnt man nur durch eine Blut- und Kotuntersuchung.
Therapien und Impfmaßnahmen im betroffenen Bestand sind unerlässlich, um die Ausscheidung von Erregern zu minimieren und alle noch gesunden und infektions-„unverdächtigen“ Hunde zu schützen. Das kann heute über eine „Booster-Impfung“ mit dem oben genannten neuen Impfstoff „Virbagen Puppy 2b“ geschehen. Die Behandlung kranker Hunde während der Inkubationszeit, also in den ersten drei bis neun Tagen, und in der akuten Phase erfolgt wie bei der Prophylaxe durch felines Interferon.
Um eine schadenfreie Trächtigkeit und Aufzucht zu gewährleisten, müssen die Muttertiere mindestens drei Wochen vor dem Geburtstermin in einer erregerfreien Umgebung untergebracht werden. Hatte das Muttertier bereits einen Wurf mit Parvovirose-Symptomen, sollten die Welpen schon nach vier bis fünf Wochen abgesetzt und isoliert werden.
Insgesamt betrachtet müssen sich die vielfältigen Maßnahmen gegenseitig ergänzen, um den Infektionsdruck soweit wie möglich zu senken. Nur so ist neuen Erkrankungsfällen entgegenzutreten. Einer traurigen Wahrheit kann sich aber kein Züchter verschließen: Die absolute Virenfreiheit ist kaum zu erreichen. Ein bisschen Glück gehört also dazu, um den Zuchtbetrieb vor großem Schaden zu bewahren.