ADRK
Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V.

Ernährungsmythos: Schweinefleisch für Hunde

Teilweise ist die Meinung verbreitet, Schweinefleisch eigne sich nicht für die Hundeernährung. Dabei füttern eigentlich sehr viele Besitzer ihren Hunden fleischige Produkte vom Schwein zu: beispielsweise getrocknete Schweineohren oder Wurstwaren. Wenn man dabei bedenkt, dass Hunde in früherer Zeit von Speiseabfällen ernährt wurden, könnte man sich darüber wundern, warum das Schweinefleisch in der heutigen Zeit für gefährlich gehalten wird. Die Meldungen reichen von einer Warnung vor rohem Schweinefleisch bis hin zum gänzlichen Verbot der Verfütterung von Schweinefleisch aufgrund seiner angeblich tödlichen Wirkung. Doch was steckt wirklich dahinter? Was ist dran an den Mythen rund um das Schweinefleisch und darf ich meinem Hund nicht doch Schweinefleisch oder andere Produkte vom Schwein verfüttern? Lesen Sie hier die relevanten Fakten zum Schweinefleisch:

Frage 1: Überträgt Schweinefleisch Krankheiten?

Ja, es stimmt, ROHES Schweinefleisch ist für Hunde gefährlich, denn es kann das Aujeszky-Virus in sich tragen. Aujeszky, oder auch Pseudowut genannt, ist eine Viruserkrankung, deren eigentlicher Wirt das Schwein ist, die beim Hund aber – übrigens im Gegensatz zum Menschen – eine tödliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, ähnlich der Tollwut, hervorruft. Aus diesem Grund sollten Fleisch, Innereien und andere Teile vom Schwein niemals roh an Hunde verfüttert werden. Grundsätzlich sollte jedoch auch Fleisch anderer Herkunft nicht roh verfüttert werden, da auch hier die Gefahr der Infektion mit beispielsweise Salmonellen und anderen Keimen besteht.

Anders verhält es sich mit erhitztem Fleisch. Eine ausreichende Erhitzung mit effektiver Abtötung des Aujeszky-Virus ist gewährleistet, wenn das Fleisch vollständig durcherhitzt wurde, also kein roher, rosafarbener innerer Kern verbleibt. Nach dem Kochen oder Braten des Fleisches besteht also keine Gefahr mehr für den Hund. Auch Trockenfutter oder Dosenfutter wird während des Herstellungsprozesses ausreichend erhitzt.

Frage 2: Hat Schweinefleisch eine mangelhafte Nährstoffqualität?

Die Zusammensetzung des Fettgewebes, das sogenannte Fettsäuremuster, wird unter anderem von der Fütterung beeinflusst – beim Schwein wie auch bei anderen Tierarten. Generell sollten dem Hund tierische Fette nicht im Übermaß verfüttert werden, vielmehr empfiehlt sich eine Ergänzung mit hochwertigen Ölen, die aus den fetthaltigen Samen bestimmter Pflanzen oder aus Fischen gewonnen werden. Diese enthalten eine große Menge an essenziellen Fettsäuren wie Linolsäure oder an Omega-3-Fettsäuren. Letztere sind vor allem in Leinöl oder in Fischöl in großer Menge vorhanden. Sie stabilisieren die Hautbarriere gegen Umwelteinflüsse und sorgen für ein gesundes, glänzendes Fell. Omega-3-Fettsäuren sind darüber hinaus für ihre entzündungshemmende Wirkung bekannt. Im tierischen Fett – ganz egal ob Schwein, Rind oder Geflügel – sind diese nützlichen Fettsäuren nur in geringerem Maße enthalten.

Auch die Proteinzusammensetzung unterscheidet sich nicht wesentlich von anderen Tierarten. Tierisches Muskelfleisch weist generell ein sehr gutes Aminosäuremuster auf und ist somit hochverdaulich und produziert kaum Abfallprodukte. Genauso gilt dies auch für das Schweinefleisch. Schwer verdauliche Proteine finden sich hingegen in pflanzlichen Futtermitteln, aber auch in bindegewebigen tierischen Produkten – beispielsweise in Kauartikeln aus Haut, Ochsenziemern, Schweineohren oder bindegewebsreichen Innereien (Magen, Darm).

Frage 3: Ist Schweinefleisch purinhaltig?

Purine sind die Bestandteile des Erbgutes (der DNA) in den Zellkernen der Körperzellen. Der Abbau dieser Purine im Körper ist bei bestimmten Hunderassen wie dem Dalmatiner, aber auch wenn bei anderen Rassen bestimmte Erkrankungen vorliegen (beispielsweise während der Leishmaniose-Therapie mit Allopurinol), gestört. Statt Harnstoff, der gut über den Urin ausgeschieden werden kann, entsteht dann Harnsäure, die im Harn zu Uratkristallen ausfällt und somit die Entstehung von Harnsteinen begünstigt. Purinreiche Futtermittel sind solche, die besonders viele Zellkerne enthalten. Dazu zählen beispielsweise Innereien und Haut. Oft wird behauptet, dass Schweinefleisch besonders purinreich sei. Der Gehalt im Muskelfleisch ist jedoch genauso hoch wie beispielsweise im Rindfleisch und nur geringfügig höher als im Fleisch von Geflügel. Deshalb ist der Fleischanteil zur purinarmen Ernährung generell zu reduzieren. Auf Innereien, Haut und bestimmte Fischsorten sollte gänzlich verzichtet werden. Purinarme Futtermittel hingegen sind Eier und Milchprodukte. Diese können einen Teil des Fleisches ersetzen, um die Versorgung mit Eiweißen trotz purinarmer Ernährung sicherzustellen.

Frage 4: Verursacht Schweinefleisch Allergien?

Schweinefleisch kann natürlich, genauso wie jede andere Proteinquelle auch, Allergien hervorrufen. Es ist aber eher das Rind- oder Geflügelfleisch, das häufiger allergische Reaktionen hervorruft. Prinzipiell hängt die Allergiewahrscheinlichkeit davon ab, ob ein Hund bereits einmal ein bestimmtes Futtermittel zu sich genommen hat. Hat ein Hund in seinem Leben noch kein Schweinefleisch erhalten, wird er auch keine Allergie dagegen ausgebildet haben. Aufbauend auf diesem Prinzip nutzt man gerade solche Proteinquellen, die einem Hund noch nie gefüttert wurden, um eine bestehende Allergieproblematik durch Verbesserung der Symptome nach Futterumstellung zu diagnostizieren (Eliminationsdiät), oder sogar als therapeutisches Mittel bei guter Verträglichkeit. Schweinefleisch ist hier häufig gut geeignet, da es seltener an Hunde verfüttert wird als andere Fleischsorten.

Vorsicht ist geboten bei der Diagnose einer Futtermittelallergie: Hierfür ist nur eine professionelle Eliminationsdiät (über mehrere Wochen) geeignet. Bluttests hingegen geben nur grobe Hinweise und können lediglich zum Ausschluss einer Allergie gegen bestimmte Futtermittel, aber nicht zur Diagnose für das Vorliegen einer Allergie herangezogen werden.

Fazit

Aufgrund der seltenen Nutzung eignet sich Schweinefleisch meist gut für Allergiker. Ausreichend erhitzte und ungewürzte Schweinefleischprodukte können ohne Bedenken an Hunde verfüttert werden. Entscheidend ist eine ausgewogene Tagesration, die den individuellen Nährstoffbedarf des Einzelhundes deckt.

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