ADRK
Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V.

Leberfunktionsstörungen bei Hunden und ihre Beeinflussung durch die Futterzusammensetzung

Das bedeutendste Stoffwechselorgan im Körper des Hundes ist die Leber. Sowohl Abbauvorgänge von toxischen Stoffen gehören zu ihren Aufgaben als auch die Herstellung, Umwandlung und Speicherung von lebenswichtigen Nährstoffen. Wird ein Teil des Lebergewebes geschädigt, kann der Körper zunächst die Funktion aufrechterhalten, indem das gesunde Lebergewebe die Funktion der zugrunde gegangenen Zellen übernimmt. Ist aber die Regenerationskapazität überschritten, sind Leberfunktionsstörungen die Folge. Durch eine spezielle Futteranpassung ist es möglich, die Leber in ihrer eingeschränkten Funktion zu unterstützen und zu entlasten.

Die gesunde Leberfunktion und Folgen ihrer Beeinträchtigung

Ein Großteil der Stoffwechselvorgänge findet in der Leber statt. Proteine, Fette und Kohlenhydrate werden hier auf-, ab- und umgebaut. Körpereigene Vitamine werden von der Leber produziert und gespeichert. Toxische Stoffwechselprodukte und auch von außen aufgenommene Giftstoffe werden neutralisiert. Darüber hinaus erfüllt die Leber wichtige Aufgaben bei der Verdauung, indem sie die sogenannten Gallensäuren produziert und diese in den Darm abgibt. Gallensäuren werden für die Aufnahme von Fett und fettlöslichen Vitaminen aus dem Darm in den Körperkreislauf benötigt.

Ist die Leberfunktion stark beeinträchtigt, kommt es zu Stoffwechselstörungen im Körper. Es kann zu Mangelzuständen an bestimmten Proteinen und Vitaminen kommen. Die Entgiftung des Körpers funktioniert nicht mehr vollständig. Auch die Fettverdauung kann spürbar gestört sein. Die Ausprägung der Symptome hängt aber immer von der Art der Erkrankung und dem Ausmaß der Schädigung ab.

Formen von Lebererkrankungen

Es gibt vielfältige Einflüsse, die die Leber dauerhaft schädigen können und eine spezielle Therapie erfordern. Zum einen sind dies angeborene Erkrankungen, wie der sogenannte Lebershunt – eine Missbildung von wichtigen Blutgefäßen im Lebergewebe. Hier werden nicht alle im Blut zirkulierenden Stoffe in der Leber „gefiltert“, sondern einige laufen an der Leber vorbei. Die Folge sind unter anderem Vergiftungserscheinungen. Das Lebergewebe selbst ist hier zunächst nicht beschädigt.

Eine weitere besondere Lebererkrankung ist die Kupferspeicherkrankheit. Beim Bedlington Terrier ist sie angeboren. Doch auch bei anderen Hunderassen kann es im Zuge einer Leberschädigung zu einer unerwünschten Ansammlung von Kupfer oder Eisen mit den entsprechenden Vergiftungserscheinungen kommen.

Bei einer Erkrankung der Gallenblase oder der Gallengänge (z. B. Gallensteine) kann eine gestörte Fettverdauung die Folge sein.

Im Laufe eines Lebens können aber auch Infektionserreger (Bakterien, Viren oder Parasiten) oder von außen zugeführte Giftstoffe wie Umweltgifte, Nahrungsgifte oder Medikamente zur Schädigung des Lebergewebes führen. Einige davon führen zum akuten Leberversagen, meist ist es jedoch eine Anhäufung von kleinen Schädigungen im Laufe eines Lebens, die dann irgendwann zu einer steigenden Beeinträchtigung der Leberfunktion führen.

Die Leberschädigungen können gekennzeichnet sein durch Entzündungen (Hepatitis), bindegewebige Verhärtungen (Fibrose oder Zirrhose) oder Verfettungen (Hepatolipidose), wobei letztere beim Hund sehr selten sind.

Symptome bei Lebererkrankungen

Da die Leber sehr lange in der Lage ist, ihre Funktion aufrechtzuerhalten, fallen Erkrankungen meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Die Hunde sind zunächst teilnahmslos und haben einen verminderten Appetit, erbrechen häufig oder haben Durchfall und verlieren zunehmend an Gewicht durch die mangelnde Nährstoffversorgung. Auch verstärktes Trinken sowie häufiges Wasserlassen können beobachtet werden. Je nach der zugrundeliegenden Erkrankung zeigen sich im vorangeschrittenen Stadium weitere Symptome. Durch die verminderte Ausscheidungsfunktion der Leber verfärben sich die Schleimhäute gelblich und es kann zu Krampfanfällen durch eine vermehrte Belastung mit Toxinen im Gehirn kommen. Auch Schwächeanfälle durch einen zu niedrigen Blutzuckerspiegel kommen durch Störungen im Kohlenhydratstoffwechsel vor. Bei einigen Hunden sammelt sich vermehrt Wasser im Bauchraum oder in den Gliedmaßen an, da es durch einen Mangel an Albumin, einem Bluteiweiß, zu einer gestörten Flüssigkeitsverteilung im Körper kommen kann. Auch Blutgerinnungsstörungen sind ein Zeichen für ein fortgeschrittenes Leberstadium. Schmerzäußerungen hingegen sind bei den meisten Lebererkrankungen nicht festzustellen. Beim angeborenen Lebershunt zeigen sich meist schon sehr früh im jungen Welpenalter Krampfanfälle, Apathie und Wachstumsstörungen.

Diagnostik und Therapie bei Funktionsstörungen der Leber

Der Verdacht auf eine Lebererkrankung verhärtet sich meist sehr schnell, sobald die ersten Blutbefunde vorliegen, da der Gehalt bestimmter Leberenzyme im Blut erhöht ist, wenn Leberzellen zugrunde gehen. Um jedoch eine genaue Diagnose stellen zu können und die Ursachen für eine Leberschädigung zu ermitteln, sind meist noch weiterführende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung oder eine Leberbiopsie notwendig.

Die Behandlung bei Lebererkrankungen ist im Normalfall eine rein symptomatische Therapie. Die verbleibende Leberkapazität wird aufrechterhalten, indem die Leber entlastet und in ihrer Regeneration unterstützt wird. Je nach Symptomatik kommen hier spezielle Infusionen und Medikamente zur Entwässerung und zur Bekämpfung des Erbrechens zum Einsatz. Das Hauptaugenmerk liegt bei der Therapie von Lebererkrankungen aber auf einer dauerhaften Umstellung der Ernährung.

Ernährungsprinzipien zur Unterstützung der Leberfunktion

Bei eingeschränkter Leberfunktion ist eine spezielle Leberdiät ein essentieller Bestandteil der Therapie. Die Hauptziele sind die Sicherung der Energie- und Nährstoffzufuhr trotz gestörter Verdauung und die Entlastung der Entgiftungsfunktion durch eine eingeschränkte Zufuhr von toxischen Substanzen und deren Vorstufen. Insbesondere sind hierbei die Proteine zu nennen. Hunde benötigen nur einen relativ geringen Anteil an Eiweißen in ihrem Futter, um ihren Bedarf an essentiellen Aminosäuren zu decken. Alles, was darüber hinaus zugeführt wird, muss vom Körper abgebaut und ausgeschieden werden. Proteinabbauprodukte wie Ammoniak sind aber hochtoxisch. Eine gesunde Hundeleber wird dieser Aufgabe problemlos gerecht, doch bei Funktionsstörungen muss die Zufuhr an überschüssigen Proteinen weitestgehend minimiert werden, um eine Vergiftung zu vermeiden. Nährstoffe, die durch eine gestörte Verdauung und durch erhöhte Verluste durch Erbrechen oder Durchfall in zu geringer Menge im Körper vorhanden sind, sollten in erhöhter Menge zugeführt werden. Andere Nährstoffe, die eine Leberzellschädigung hervorrufen können, werden hingegen reduziert. Darüber hinaus gibt es einige Wirkstoffe, die die Leberfunktion und die Leberzellregeneration in gewissem Maße unterstützen können und die somit einer weiteren Schädigung entgegenwirken können.

 

Ein Diätfutter zur Unterstützung der Leberfunktion ist also in erster Linie proteinarm und enthält dabei nur hochwertige Proteine. Eine zusätzliche Ergänzung mit essentiellen Aminosäuren wie Lysin oder Arginin kann hilfreich sein. Minderwertige Proteine, wie sie in bindegewebigen Kauprodukten (z. B. Rinderhautknochen, getrockneter Pansen) enthalten sind, tragen hingegen kaum zur Aminosäureversorgung bei, sondern erhöhen nur die Belastung mit toxischen Abbauprodukten. Ihre Verfütterung ist deshalb bei Leberpatienten nicht ratsam.

Der Energiegehalt in einem Leberdiätfutter ist meist höher als im üblichen Hundefutter, um die Energieversorgung zu sichern und Gewichtsverluste zu vermeiden. Deshalb sind solche Futtermittel sehr fettreich. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass beispielsweise übergewichtige Hunde ihre eigenen Ansprüche an das Futter stellen. Ein allzu hoher Fettgehalt ist bei diesen nicht empfehlenswert.

Faserstoffe im Futter, die aus Möhren oder Rübenschnitzeln stammen, haben einen ganz besonderen Effekt im Darm: Sie verändern das Darmmilieu so, dass weniger Ammoniak aus dem Darm in den Körper aufgenommen werden kann. Dieses giftige Abbauprodukt wird somit einfach ausgeschieden und muss nicht mehr von der Leber umgebaut werden.

Der Gehalt an Kalium, Zink und bestimmten Vitaminen (Vit. B, C und E) sollte in einem Leberdiätfutter erhöht sein, da diese Nährstoffe in verminderter Menge aufgenommen werden oder in erhöhter Menge über den Darm oder den Urin ausgeschieden werden.

Kupfer und Vitamin A hingegen werden bei Lebererkrankungen im Übermaß gespeichert und ihre Zufuhr sollte dementsprechend streng am unteren Bedarfswert erfolgen, anderweitig drohen Überversorgungen. Hunde, die an Wassereinlagerungen leiden, benötigen zudem auch einen reduzierten Natriumgehalt im Futter.

Die Mariendistel ist dafür bekannt, dass der enthaltene Wirkstoff Silymarin die Leberfunktion unterstützen und die Regeneration der Leberzellen fördern kann. Die Samen dieser Pflanze können als Medikament verabreicht werden oder aber bereits im Futter integriert sein. Auch Antioxidantien tragen dazu bei, eine weitere Schädigung der Leberzellen zu vermeiden.

Wichtig ist jedoch zu beachten, dass jeder Hund seine eigenen Anforderungen an seine Futterration hat. Denn ein Hund hat ja nicht nur seine Lebererkrankung, sondern es sind auch alle anderen ernährungsrelevanten Eigenschaften wie beispielsweise das Alter, die Rasse und der Ernährungszustand zu berücksichtigen. Es kann also nicht ein einziges Leberdiätfutter den Anforderungen aller leberkranken Hunde gerecht werden. Wichtig ist deshalb eine Rationsberechnung für jeden Patienten, die den individuellen Bedarf aller einzelnen Nährstoffe ermittelt und darauf basierend ein geeignetes Futter auswählt oder erstellt.

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