ADRK
Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V.

Ernährungsmythos: Hunde brauchen Abwechslung auf dem Speiseplan

Täglich das gleiche Futter zu füttern, erscheint vielen Besitzern zu langweilig für ihren Hund. Sie befürchten Mangelerscheinungen durch eine eintönige Fütterung. Diese Denkweise stammt wahrscheinlich noch aus der Zeit, als nicht viel über den genauen Nährstoffbedarf von Hunden bekannt war. Hier konnte man nur durch eine Vielfalt im Futterplan dafür sorgen, dass möglichst keine Mangelerscheinungen entstehen, ohne genaue Kenntnis darüber, wie viel ein Hund wirklich braucht. Lesen Sie hier, wie Sie mit dem richtigen Futter Ihren Hund ausgewogen ernähren können.

Wechselnde Futtersorten gegen Langeweile im Futternapf?

Bei einer ausgewogenen Fütterung ist ein Sortenwechsel oder eine Zufütterung gar nicht nötig. Selbstkochrationen sollten so berechnet werden, dass sie den Nährstoffbedarf eines Tages abdecken. Jedoch ist davon abzuraten, ein Futter ohne Kenntnis des individuellen Nährstoffbedarfs nach Gefühl oder je nach Verfügbarkeit von Rohstoffen zu erstellen. Fehlversorgungen und ein erhöhtes Krankheitsrisiko können die Folge sein. Wird ein Fertigfutter gefüttert, sind im Normalfall keine Mangelerscheinungen zu erwarten, da die meisten Fertigfutter ohnehin stark mit Nährstoffen angereichert sind und somit eher noch das Risiko einer Überversorgung besteht.

Auch ein Geschmackswechsel des Futters ist bei Hunden nicht nötig. Ein Hund, der nur mit einem Futtermittel mit konstanter Zusammensetzung, die seinem Nährstoffbedarf entspricht, gefüttert wird, wird nach nichts anderem verlangen, wenn er nie die Möglichkeit eines Wechsels erfährt. Nur bei Hunden, die untergewichtig sind oder einen deutlich erhöhten Nährstoffbedarf haben, kann es unter Umständen notwendig sein, auf ein fetthaltigeres oder schmackhafteres Futter zu wechseln, um einen Gewichtsverlust zu vermeiden.

Zu viel Abwechslung kann sogar schädlich sein

Hunde neigen dazu, von einer neuen, gutschmeckenden Futtersorte mehr zu fressen als von ihrem gewohnten Futter. Erst nach einer gewissen Zeit lässt der Futterdrang wieder etwas nach. Wird immer wieder die Futtersorte gewechselt, kann dieser Zustand des gierigen Fressens aber auch länger anhalten. Hierdurch wird zum einen das Betteln nach Futter und zum anderen das Risiko für Übergewicht erhöht. Bei Welpen drohen Entwicklungsstörungen, beispielsweise Schäden an den Gelenken, wenn sie zu viel von einem sehr schmackhaften Futter aufnehmen. Einige Hunde gewöhnen sich aber auch so sehr an die Abwechslung in ihrem Speiseplan, dass sie regelmäßig nach einer gewissen Zeit ihr altes Futter verweigern und die Besitzer zu einem Futterwechsel „zwingen“. Bei diesen Hunden wird es besonders schwer, ein geeignetes Futter zu finden, wenn einmal eine Erkrankungssituation oder Allergie auftritt.

Wenn die Futterzusammensetzung häufig verändert wird, können Verdauungsstörungen die Folge sein. Die Darmflora muss sich auf jede Futterveränderung neu einstellen. Bei einer Futterumstellung können zeitweise unerwünschte Darmbakterien und Mikroorganismen die gute und nützliche Darmflora überwuchern. Durchfall, Blähungen und übelriechender Kot sind die unangenehme Folge.

Bei sensiblen Hunden kann eine starke Variation der Futtersorten ebenfalls anhaltende Verdauungsstörungen hervorrufen.

Bei Hunden, die zu Allergien neigen, ist ganz besonders von einem Wechsel der Futterbestandteile abzuraten. Treten einmal allergische Symptome auf, ist es schwierig den verursachenden Auslöser im Futter zu finden, wenn sehr viele verschiedene Komponenten gefüttert werden. Auch die Auswahl neuer Rohstoffe, die der Hund verträgt, wird erschwert, da hier immer auf eine Proteinquelle und Kohlenhydratquelle zurückgegriffen werden muss, die der Hund noch nie zu sich genommen hat und gegen die deshalb wahrscheinlich noch keine Allergie besteht.

Auch der genaue Nährstoffbedarf eines jeden Hundes sollte berücksichtigt werden. Ein Futter, das aus vielen Komponenten besteht, sollte dennoch den individuellen Tagesbedarf der einzelnen Nährstoffe abdecken. Eine Unterversorgung, genauso wie eine Überversorgung mit bestimmten Nährstoffen kann schwerwiegende gesundheitliche Probleme nach sich ziehen, beispielsweise Gelenkerkrankungen oder Harnsteine. Deshalb sollte jeder selbst zubereiteten Futterrezeptur eine genaue Berechnung des Nährstoffbedarfs zugrunde liegen. Auch Fertigfutter sollte immer nach den Eigenschaften des Einzelhundes ausgewählt werden und seinem individuellen Bedarf entsprechen.

Der richtige Speiseplan für Ihren Hund

Es gibt kein Standardrezept, das für alle Hunde geeignet ist. Jeder Hund ist einzigartig und hat seinen ganz eigenen Nährstoffbedarf und individuelle Anforderungen an sein Futter. Die richtige Futterzusammensetzung hängt maßgeblich von den Eigenschaften Ihres Hundes ab. Insbesondere beeinflussen die Rasse, das Alter, das Gewicht und der Aktivitätsgrad den Energie- und Nährstoffbedarf eines Hundes, darüber hinaus spielen aber auch besondere Lebensumstände, wie beispielsweise die Trächtigkeit oder Säugezeit einer Hündin oder aber auch das Vorliegen von Über- oder Untergewicht oder einer Erkrankung eine Rolle. Das Zusammenspiel dieser Faktoren ergibt für jeden Hund andere Anforderungen an die Futterzusammensetzung, da der Bedarf jedes einzelnen Nährstoffs, beispielsweise Protein, Kalzium oder Vitamin A, getrennt voneinander zu berücksichtigen ist. Eine genaue Bestimmung des Nährstoffbedarfs eines Hundes ist mittels einer professionellen Rationsberechnung möglich. Diese wird beispielsweise von spezialisierten Tierärzten durchgeführt. Aus den individuellen Bedarfswerten kann dann eine Futterration, beispielsweise zur frischen Zubereitung, erstellt werden, die das Nährstoffprofil genau abdeckt. Soll es ein Fertigfutter sein, muss ebenfalls die Nährstoffversorgung des Einzeltiers überprüft werden. Hierbei müssen sowohl die angegebenen Gehalte der verschiedenen Nährstoffe, als auch die Futtermenge beachtet werden, um die Versorgung zu berechnen. Obwohl es bereits zahlreiche Futtersorten mit verschiedenen Spezialisierungsrichtungen gibt, sollte man sich nicht darauf verlassen, dass das Futter für den eigenen Hund passt, solange er nur die angegebenen Eigenschaften erfüllt. Selbst bei Futtermitteln, die bereits auf die Rasse oder aber auf das Alter des Hundes abgestimmt sind, kann nicht der genaue Nährstoffbedarf eines jeden einzelnen Hundes optimal abgedeckt werden, da auch alle anderen individuellen Eigenschaften berücksichtigt werden müssen. Wenn eine Ration erstellt wurde, die dem Nährstoffbedarf Ihres Hundes voll entspricht, dann sind keine Fehlversorgungen mit Nährstoffen zu erwarten. Eine Variation im Speiseplan ist unter diesen Aspekten nicht notwendig.

 

Ob Frischration oder Fertigfutter, wichtig ist auch, sämtliche Zufütterungen in die Tagesration mit einzuberechnen. Auch Leckerlis, Lebensmittelreste vom Tisch oder Kauknochen, aber auch die versteckten Gaben vom Nachbarn müssen vom Hauptfutter nicht nur mengenmäßig abgezogen werden, sondern erfordern unter Umständen auch eine andere Zusammensetzung des Hauptfutters zum Ausgleich einzelner Nährstoffimbalancen.

Wenn Sie dennoch auf etwas Abwechslung und Vielfalt im Speiseplan Ihres Hundes nicht verzichten wollen, sollten Sie sich auf bestimmte Futtersorten oder Selbstkochrezepte festlegen, die in sich ausgewogen sind und den Nährstoffbedarf Ihres Hundes abdecken, und somit gegeneinander ausgetauscht werden können. Am besten für die Darmflora ist eine regelmäßige Variation innerhalb eines Tages, denn ein wochenweiser Wechsel hat immer den Charakter einer kompletten Futterumstellung. Kann der Nährstoffbedarf einmal nicht innerhalb eines Tages komplett ausgeglichen werden, weil beispielsweise einmal eine größere Menge von einem besonderen Rohstoff gefüttert wurde, dann sollte wenigstens innerhalb einer Woche eine Ausbalancierung erfolgen.

Sie sehen, die Ernährung des Hundes kann manchmal wie ein großes Mysterium erscheinen. Wenn Sie aber ein paar einfache Grundregeln beachten und sich nicht scheuen, bei tiefergehenden Fragen Ihren Tierarzt oder eine Beratungsstelle für Tierernährung zu konsultieren, steht einer optimalen Fütterung Ihres Hundes nichts mehr im Wege.

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