ADRK
Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V.

Rationsberechnung bei Hunden – was steckt dahinter?

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Immer wieder ist vom individuellen Nährstoffbedarf des Hundes die Rede. Die Rationsberechnung oder Rationsüberprüfung sind dabei immer die Schlüsselwörter. Doch wie funktioniert so etwas eigentlich? Wer kann solch eine Auswertung durchführen? Und was bedeutet das für die Ernährung Ihres Rottweilers?

Was wird benötigt für eine Rationsberechnung?

Eigentlich klingt es ganz einfach: Auf der einen Seite steht die zu prüfende Ernährung des Hundes (das „Ist“), auf der anderen Seite das, was der Hund eigentlich benötigt (das „Soll“). Der Sinn einer Rationsüberprüfung ist es, beide Seiten miteinander zu vergleichen, Imbalancen aufzudecken und im Idealfall auch auszugleichen.

Es können sowohl selbst zubereitete Frischrationen als auch Fertigfutter überprüft werden. Die Schwierigkeit besteht zunächst darin, die Einflussfaktoren des individuellen Bedarfs zu kennen und korrekt anzuwenden. Sie sind unerlässlich für die Rationsüberprüfung. Auch die Erstellung einer ausgewogenen Ration auf Grundlage der Rationsberechnung ist sehr komplex und erfordert einige Erfahrung im Umgang mit den Bedarfswerten und den möglichen Futterzutaten.

Die essenziellen Nährstoffe

Wie es der Name bereits verrät, dient die Nahrung der Zufuhr von Nährstoffen. Einige von ihnen werden zur Energiegewinnung genutzt, andere als „Bausteine“ für die Körpersubstanz. Bestimmte Nährstoffe kann der Körper selbst bilden, für diese hat er „keinen Bedarf“. Die meisten Nährstoffe müssen jedoch mit der Nahrung zugeführt werden, weil der Körper sie nicht selbst bilden kann. Hierzu gehören die Mineralstoffe (Kalzium, Phosphor, Natrium, Kalium und Magnesium) einschließlich der Spurenelemente (z. B. Eisen, Kupfer und Zink) und einige Vitamine. Hinzu kommen sogenannte essenzielle Fettsäuren und Aminosäuren.

Welcher Nährstoff in welcher Menge benötigt wird, hängt zum einen von der Tierart ab, aber auch von individuellen Eigenschaften wie Alter oder  Gewicht. Die Unterschiede begründen sich einerseits aus einem unterschiedlichen „Verbrauch“ der Nährstoffe: Jungtiere benötigen beispielsweise deutlich mehr Kalzium als ausgewachsene Tiere, da sie die feste Knochensubstanz aufbauen müssen. Andererseits treten Unterschiede auch evolutionsbedingt auf: Essenzielle Nährstoffe, die in der natürlichen Umgebung und Nahrung nur in sehr kleinen Mengen vorkommen, werden besonders effektiv verwertet und aus dem Darm resorbiert und müssen somit auch nur in geringen Mengen zugeführt werden.

Für den Menschen ist beispielsweise Vitamin C ein essenzielles Vitamin. Der Hund hingegen kann dieses Vitamin selbst bilden und es muss nicht über die Nahrung zugeführt werden. Der Kalziumbedarf des Hundes ist wiederum vergleichsweise deutlich höher als der des Menschen, insbesondere bei Jungtieren ist der Bedarf enorm. In wissenschaftlichen Studien wurde ermittelt, wie hoch der genaue Bedarf des Hundes für jeden Nährstoff ist, und auch die beeinflussenden Faktoren sind aus solchen Untersuchungen mittlerweile ziemlich genau bekannt.

Ernährungsrelevante Eigenschaften des Hundes

Hund ist nicht gleich Hund und jeder Hund hat eigene Ansprüche an die Fütterung. Das wichtigste Kriterium ist das Körpergewicht des Hundes. Aus diesem wird der Grundbedarf jedes einzelnen Nährstoffs berechnet. Weitere Eigenschaften dienen als Faktoren, die den Grundbedarf erhöhen oder verringern können. Die Rasse des Hundes hat einen Einfluss auf den Energiebedarf. Aber auch bestimmte Krankheitsanfälligkeiten einiger Rassen können die Zufuhrempfehlungen einzelner Nährstoffe beeinflussen. Sehr wichtig ist auch die Aktivität, da sie einen bedeutenden Faktor für den Energiebedarf darstellt. Aktivere Hunde benötigen mehr Energie als trägere Hunde. Auch der Ernährungszustand ist eine essenzielle Größe: übergewichtigen Hunden muss deutlich weniger Energie zugeführt werden als normalgewichtigen Hunden, damit sie ihr Idealgewicht wieder erreichen. Bei untergewichtigen Hunden gilt der umgekehrte Fall.

Welpen und Junghunde im Wachstum haben einen generell erhöhten Bedarf an Energie und Nährstoffen. Diesen einzuschätzen, ist aber deutlich komplexer als beim ausgewachsenen Hund, da er sich während des Wachstumsverlaufs ändert. Ähnliches gilt für tragende oder säugende Hündinnen. Hier spielen auch noch die Anzahl der zu ernährenden Welpen und die Laktationswoche bzw. das Alter der Welpen eine Rolle. Nicht zuletzt können auch Erkrankungen dazu führen, dass sich die Ernährungsansprüche eines Hundes ändern. Bei Nierenerkrankungen wird beispielsweise eine verringerte Zufuhr an Phosphor und Proteinen empfohlen. Besonders komplex wird es, wenn mehrere Erkrankungen gleichzeitig auftreten. Es gibt also nicht den einen Nährstoffbedarf des Hundes, sondern dieser muss individuell für jeden einzelnen Hund und für jeden Nährstoff ermittelt werden.

Wie der Nährstoffbedarf mit dem Futter gedeckt wird

In erster Linie dient das Futter als Energielieferant. Der individuell ermittelte Energiebedarf bestimmt deshalb maßgeblich die benötigte Futtermenge. Der Energiegehalt im Futter kann mithilfe einer Formel aus den enthaltenen Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten berechnet werden. In einer ausgewogenen Futterration sollten alle drei Energielieferanten enthalten sein. Der optimale Gehalt im Futter folgt dabei keinen strengen Bedarfsnormen. Zwar gibt es einen Bedarf an essenziellen Fettsäuren und Aminosäuren, die mit den zugeführten Fetten und Proteinen zu decken sind.  Dies gelingt jedoch im Allgemeinen bereits mit recht geringen Mengen an Fett- oder Proteinquellen, sofern diese hochwertig sind (beispielsweise Leinöl oder Muskelfleisch). Da diese Mengen meist nicht zur Energieversorgung ausreichen, werden darüber hinaus Kohlenhydrate oder aber auch zusätzliche Proteine und Fette zugeführt. Deren optimaler Gehalt im Futter ist eher als Versorgungsempfehlung zu sehen und hängt unter anderem auch von der individuellen Verträglichkeit im Hundedarm ab. Ist die energiebedarfsdeckende tägliche Futtermenge ermittelt, wird weiterhin überprüft, ob darin alle essenziellen Nährstoffe enthalten sind. Dazu zählen, wie oben erwähnt, die essenziellen Fett- und Aminosäuren, aber auch Mineralstoffe und Vitamine. Unterversorgungen sind dabei genauso zu vermeiden wie Überversorgungen.

Frischfutterrationen werden zur Bedarfsdeckung häufig aus Fleisch und anderen tierischen Produkten sowie pflanzlichen Bestandteilen erstellt und mit Vitamin- und Mineralstoffpulvern ausgeglichen. Die Mengen der Zutaten können hier ganz individuell eingestellt werden. Bei Fertigfutter kommt es darauf an, die richtige Sorte zu wählen, die den Eigenschaften des Hundes entspricht. Häufig ist es jedoch so, dass Fertigfutter nicht alle Eigenschaften eines Hundes gleichzeitig berücksichtigt. Die Auswahl des geeigneten Futters kann demzufolge anspruchsvoll sein.

Rationsüberprüfung und Rationserstellung

Die Rationsberechnung besteht im Normalfall aus einer Überprüfung der bisherigen Futterration sowie – sofern Imbalancen festgestellt werden – der Erstellung einer neuen Futterration. Die Überprüfung ist zwar nur eine simple Berechnung unter Nutzung der Futterzusammensetzung und der zuvor ermittelten Bedarfswerte eines Hundes, sie ist aber dennoch sehr aufwendig, weil sie für jeden Nährstoff einzeln durchgeführt werden muss. Eine speziell programmierte Software kann für diesen Zweck sehr hilfreich sein. Derartige Programme existieren bereits auf dem Markt und werden meist von Tierärzten genutzt, die auf die Ernährung des Hundes spezialisiert sind.

Die Erstellung einer ausgewogenen Futterration hingegen ist überaus komplex, da die verwendbaren natürlichen Futterzutaten immer mehrere Nährstoffe gleichzeitig enthalten. Außerdem ist die Futterzusammenstellung natürlich keine reine Nährstoffberechnung, sondern es müssen auch andere Umstände wie die Geschmacksvorlieben des Hundes oder die Zubereitungsmöglichkeiten durch den Besitzer berücksichtigt werden. Eine ausgewogene Futterration zu erstellen erfordert deshalb einige Erfahrung und ist sehr zeitaufwendig. Deshalb hat eine Ernährungsberatung beim Ernährungsspezialisten auch ihren Preis – 50 bis 100 Euro sind der Regelfall, bei aufwendigeren Fragestellungen können die Kosten höher ausfallen.

Lohnt sich der Aufwand?

Manchem stellt sich die Frage, ob es wirklich so aufwendig sein muss, ob man den Hund nicht einfach nach Gefühl füttern kann. Sicherlich war dies lange Zeit eine häufige Fütterungspraxis und hat nicht alle Hunde krank gemacht. Dennoch sollte man die Erkenntnisse der Wissenschaft nutzen, wenn sie der Gesundheit zuträglich sind. Schließlich sind die Spätfolgen von Ernährungsfehlern erst dann sichtbar, wenn sie nicht mehr rückgängig zu machen sind. Jeder Hund ist einzigartig und nicht jeder Hund ist gleich anfällig für ernährungsbedingte Erkrankungen. Deshalb gehört eine bedarfsgerechte Ernährung genauso zu einer guten Hundepflege wie ausreichende Bewegung oder regelmäßige Tierarztbesuche. Die Gesundheit des Hundes ist diese Investition auf jeden Fall wert.

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