ADRK>> |
Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V. |
Die ADRK World Family wächst ständig weiter. Aber was wissen wir über Rottweiler, deren Haltung und Klubs in anderen Ländern? Gibt es etwas Ähnliches wie einen ADRK e.V.? Wie ist die Wahrnehmung der Rottweiler in diesen Ländern und Kulturen? Wie viele Züchter und Welpen sind offiziell registriert? Wir haben einen Züchter in Südafrika persönlich besucht um einige dieser Fragen beantworten zu können. Neil Perkins (Präsidenten der Rottweiler Breed Council) und Alex Varela (Zuchtwart des Rottweiler Breed Council) sind südafrikanische Rottweiler Züchter und große Enthusiasten dieser wunderbaren Rasse. |
Foto: Alex (links), Neil (rechts)
Olga: Neil, was können wir uns unter einem Rottweiler Klub in Südafrika vorstellen?
Neil: Wir haben nicht die gleiche Struktur wie der ADRK in Deutschland. In Südafrika haben wir sieben unabhängige Rottweiler Vereine, vier von den befinden sich hier in Gauteng. Das ist zwar die kleinste Provinz, hat aber die höchste Bevölkerungsdichte. Diese Vereine gehören zu dem Kennel Union of Southern Africa (KUSA). Das ist unser Äquivalent zum VDH. Dadurch sind die Vereine automatisch Mitglieder der Rottweiler Breed Council, also des so genannten Rottweiler Züchterrats. Jeder Verein wird durch einen Abgeordneten im Rat vertreten.
Der Züchterrat ist verantwortlich für den Schutz der Rasse und deren Entwicklung. Die Vereine haben das Recht die Anfragen an den Züchterrat zu richten mit dem Ziel bestimmte Vorschriften bzw. Regularien zu verändern. Das ist dann die Aufgabe des Züchterrats diese bei KUSA zu vertreten. Der Züchterrat selbst hat jedoch das Sagen, wenn es um die Anforderungen für die Shows, Richterqualifikationen bzw. Züchter geht.
Jedes Mitglied eines Rottweiler Vereins zahlt einen Mitgliedsbeitrag, jedoch an den eigenen Verein und nicht an den Züchterrat. Allerdings sind alle aufgezeichneten Rottweiler Züchter verpflichtet, bei der Eintragung eines Welpen einen symbolischen Betrag von ca. 2,5 € an den Züchterrat zu bezahlen. Das Geld wird dann verwendet um die Gebühren von KUSA zu begleichen und einige Aktivitäten des Rates zu unterstützen.
Eigentlich kann jeder einen Rottweiler Verein gründen, wenn man sicherstellen kann, dass genug finanzielle Mittel und Unterstützung vorhanden ist um auch bei KUSA anerkannt zu werden.
Olga: Können Sie uns mehr über ihre Vereine sowie die Teilnahme an ADRK World Family erzählen?
Neil: Es gibt insgesamt ca. 430 Mitglieder in allen 7 Rottweiler Vereinen. Für uns ist ADRK ein Vorbild dem wir folgen. Wir freuen uns, die Möglichkeit zu haben zur ADRK World Family zu gehören und dadurch unsere Zusammenarbeit mit dem ADRK aufrecht zu erhalten. Aber wir haben auch Unterschiede bei einigen Regularien. Zum Beispiel beinhaltet unsere Hauptzuchtanforderung ein obligatorisches Ellbogen- und Hüfte Screening mit FCI Scoring, ein Mindestalter für die Zucht und dauerhafte Kennzeichnung aller Hunde mit Mikrochips.
Wir bieten alle anerkannten Hundesport Qualifikationen durch KUSA wie von der FCI vorgeschrieben. Leider muss ich, als FCI IPO Richter, an der Stelle feststellen, dass die Beteiligung der Rottweiler an solchen Prüfungen relativ gering im Vergleich zum deutschen und belgischen Schäferhund ausfällt.
Olga: Warum ist es so? Ist Rottweiler nicht populär hier?
Neil: Im Gegenteil, Rottweiler ist die zweitbeliebteste Rasse nach dem Yorkshire Terrier, laut offizieller KUSA Statistiken. Jedes Jahr haben wir etwa 1.200 offiziell registrierte Welpen. Bei uns in Südafrika wird der Rottweiler mehr als Wach- bzw. Familienhunden betrachtet. Zudem haben wir nicht die gleichen Vorschriften für die Zucht, wie in Deutschland. Daher hält sich die Anfrage für solche aufwendige Prüfungen in Grenzen. Entscheidet man jedoch den Hund zu einem Wettkampf zu führen, dann wird die so genannte alte deutsche ZTP angewandt.
Foto: Quanto
Olga: Sie sind selber Züchter, ist ein gutes Geschäft für Sie?
Neil: Züchten ist kein Geschäft für uns und wir verurteilen die rein kommerzielle Zucht, da diese schädlich für den Rottweiler ist. Ich kaufte meinen ersten Rottweiler in 1996 und habe Ende letzten Jahres meinen U-Wurf gehabt. Alex' erster Hund kam 1987 und er wäre jetzt ein stolzer Urgroßvater in der 5. Generation. Unser oberstes Ziel ist es gesunde Hunde zu züchten, die den ADRK Standards entsprechen. Daher investieren wir sehr viel Zeit, um die besten Verbindungen zu finden. Ich denke, als Züchter muss man aber auch etwas Glück haben. In den frühen 90er Jahren ging die Qualität der Rottweilerzucht drastisch zurück. Zu dieser Zeit war es aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Lage nicht so einfach einen Rottweiler aus dem Ausland einzuführen. Die Zeiten haben sich erfreulicherweise geändert und heutzutage haben wir Hunde aus der ganzen Welt in unserem Genpool.
Olga: Wie viele Hunde aus Deutschland haben Sie?
Neil: Nur einen - Gringo vom Casanova. Wir legen sehr viel Wert darauf die Hunde live in Aktion zu sehen. Daher reisen wir alle 2 bis 3 Jahre nach Deutschland um uns die ADRK Klubsieger Schau anzuschauen. Das Risiko eines Welpenkaufs ohne Eltern gesehen zu haben ist einfach zu groß. Aber nicht jeder Züchter hat so ein Luxus oder solch eine Hingabe. Darüber hinaus bietet der osteuropäische Markt einen viel einfacheren Zugang zu den Welpenimport als der deutsche. Es gibt verschiedene Faktoren dafür, wie z.B. Sprachbarrieren aber auch der Preis. Dazu kommt noch die Wertschätzung der Rasse in Südafrika. Leider legen viele Menschen nicht so einen großen Wert auf eine kontrollierte Zucht oder die Arbeitsqualitäten des Hundes. Vielmehr ist das Aussehen des Hundes entscheidend. Er muss an großen europäischen Shows teilgenommen haben. Das ist alles, was zählt. Ein Import aus Deutschland wird als zu teuer und zu risikoreich betrachtet, daher stellen wir bei uns fest, dass der Fokus sich langsam von Deutschland auf die andere Länder mit steigenden internationalen Einfluss in der Rottweiler Zucht bewegt.
Olga: Wie sieht denn der ideale Kunde aus?
Neil: Wir nehmen uns sehr viel Zeit um die künftigen Besitzer unserer Welpen zu treffen. Wir exportieren keine Hunde in andere afrikanischen Länder und machen nur eine Ausnahme, wenn wir zuversichtlich sind, dass die Hunde gut gepflegt werden und mit diesen nicht weiter kommerziell gezüchtet wird. Wir legen viel Wert darauf mit den Besitzern unserer Welpen weiter in einem persönlichen Kontakt zu bleiben. Zudem erlaubt uns der Markt schon eine gute Vorauswahl. Ein Rottweiler mit notwendigen Papieren kostet ca. 700 € während der Mindestlohn in Südafrika ca. 250 € beträgt. Heutzutage wird ein Rottweiler als ein elitäres Hobby angesehen, so dass nur gut ausgebildete Menschen sich so etwas leisten können. Sie investieren viel Zeit und Mühe in so einen Hund.
Foto: Rhaine
Olga: Sie haben 14 wunderbare Hunde hier, was sagen Ihre Nachbarn dazu?
Neil: Sie schätzen unsere Hunde sehr viel, und interessieren sich auch dafür, was wir genau mit den Hunden machen. Wir haben aber auch das Glück, dass der Rottweiler in Südafrika nicht mit einem negativen Image in Verbindung gebracht wird, wie in Deutschland und vielen anderen Teilen der Welt.
Text: Olga Shershneva
Fotos: Michael Dudenko, Neil Perkins