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Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V. |
In der neuen Rubrik Futtermittel im Fokus steht die Futtermittelkunde im Vordergrund, d. h. es wird die Zusammensetzung und Einsatzmöglichkeit verschiedener häufig genutzter Komponenten in Hundefuttermitteln bzw. Frischrationen erklärt. Diese Ausgabe befasst sich mit dem Einsatz des Hundefutter-„Klassikers“ Fleisch. Was die wichtigsten Nährstoffe sind und dass Fleisch nicht gleich Fleisch ist, erfahren Sie hier.
Unter Fleisch versteht man allgemein das Muskelgewebe von Tieren und Menschen. Bei Hunden ist die Verdaulichkeit von Fleisch als sehr hoch anzusehen. Demgegenüber sind z. B. innere Organe, auch wenn sie einen ähnlichen Proteingehalt haben, oft weniger gut verdaulich. Der bekannteste Nährstoff, den Fleisch liefert ist Protein, auch Eiweiß genannt. Proteine sind vergleichsweise große Moleküle, die sich aus einzelnen Aminosäuren zusammensetzen. Dabei ist natürlich nicht jedes Protein gleich aufgebaut, d. h. je nachdem welches Protein genutzt wird, unterscheiden sich die Aminosäuren-Muster deutlich voneinander. Fleisch ist dabei eine Proteinquelle, die für den Hund ein günstiges Aminosäuren-Muster aufweist, was u. a. die hohe Verdaulichkeit von Fleisch erklärt. Andere Proteine, wie viele pflanzliche Eiweiße, besitzen ein weniger günstiges Muster und sind für den Hund deshalb weniger wertvoll. Neben Proteinen sind in Fleisch auch in unterschiedlichem Maße Fett und Fettsäuren enthalten. Vor allem Fische zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an essentiellen Fettsäuren aus (siehe „Jede Fleischart ist anders“). Protein und Fett sind die Energie liefernden Komponenten, Kohlenhydrate sind hingegen in Fleisch nicht enthalten. Wer Fleisch als Futtermittel einsetzen möchte, muss auch wissen in welchen Konzentrationen die verschiedenen Mineralstoffe und Vitamine enthalten sind.
Wie die meisten tierischen Proteinquellen enthält auch Fleisch einen hohen Gehalt an Phosphor, aber im Grunde kein Calcium. Wer eine fleischhaltige Ration erstellen möchte, muss also immer für einen extra Calciumausgleich sorgen, da es sonst zu starken Fehlversorgungen kommt. Neben Calcium ist Fleisch außerdem arm an Natrium, sodass auch hier ggf. für einen Ausgleich gesorgt werden muss. Die fettlöslichen Vitamine A und D sind in Fleisch so gut wie gar nicht enthalten, dafür enthält es höhere Gehalte an Vitamin B12. Vitamin B12 ist das einzige Vitamin, das nur in tierischem Gewebe vorkommt, sodass es zwangsläufig zu einer Mangelsituation kommt, wenn eine rein vegetarische Kost ohne Ergänzungen gefüttert wird.
Frischfleisch weist einen relativ hohen Wassergehalt auf, was es generell anfällig für Verderbniserreger macht. Darüber hinaus kann rohes Fleisch Infektionserreger beherbergen, dazu zählen u. a. verschiedene Bakterien, Viren und Parasiten wie Bandwürmer. Einige dieser Erreger sind sogenannte Zoonose Erreger, d. h. sie sind vom Tier auf den Menschen übertragbar. Wer mit rohem Fleisch arbeiten möchte, sollte also auf ein hohes Maß an Hygiene in der Verarbeitung achten. Auch wenn viele Hunde keine klinischen Anzeichen einer Erkrankung zeigen, nachdem sie mit Infektionserregern belastetes Fleisch gefressen haben, können sie die Erreger mit dem Kot ausscheiden und so andere Hunde und Menschen gefährden.
Damit keine Gefahren vom Futter des Tieres ausgehen, werden Nass- und Trockenfuttermittel mit Hitze behandelt, da dadurch verschiedene Infektionserreger sicher vernichtet werden. Übrigens ist auch das gefährliche Aujeszky-Virus, das in rohem Schweinefleisch vorkommen kann, sehr hitzelabil und wird deshalb durch Erhitzung sicher getötet. Wer mit Frischfleisch arbeiten möchte, sollte dieses deshalb immer gut erhitzen. Die Verdaulichkeit von Fleisch wird bei haushaltsüblichen Temperaturen nicht negativ beeinflusst, das heißt für den Hund macht es keinen Unterschied ob er das Fleisch roh oder gegart zu sich nimmt. Entsprechend wird auch in kommerziellen Trocken- und Nassfuttermitteln eine hohe Proteinverdaulichkeit erreicht.
Der Energiegehalt von Fleisch kann sehr unterschiedlich sein. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Fettgehalt zwischen den Fleisch liefernden Tierarten variiert. Grob lässt sich Fleisch somit in zwei Kategorien unterteilen: fettreiche (bspw. Rind) und fettarme (bspw. Huhn) Fleischsorten. Fettreiche Fleischsorten sind entsprechend etwas energiereicher als fettarme und können deshalb z. B. genutzt werden bei Hunden, die einen erhöhten Energiebedarf haben. Darüber hinaus schwankt der exakte Fettgehalt u. a. abhängig von der Fütterung, den Haltungsbedingungen und der Jahreszeit. Natürlich kommt es ebenfalls auf das jeweils verwendete Teilstück an. So ist Schweinebauch oft mit Fetteinlagerungen durchzogen, wohingegen das Schnitzel ein sehr mageres Teilstück ist.
Auch das Fettsäurenmuster unterscheidet sich abhängig von der jeweiligen Tierart: Rind zeichnet sich durch einen vergleichsweise hohen Gehalt an gesättigten Fettsäuren aus, wohingegen Schwein und Geflügel einen höheren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren aufweist. Besonders hohe Gehalte an essentiellen Fettsäuren werden bei Fischen und den daraus gewonnenen Produkten wie Fischöl gefunden. Bei den Mineralstoffen gibt es ebenfalls Unterschiede zu beachten. So ist der Kupfergehalt von Rindfleisch zwar insgesamt recht hoch, das Kupfer kann jedoch vom Hund kaum effektiv verwertet werden.
Aufgrund der in Fleisch enthaltenen Nährstoffe bzw. Nährstoffdefizite lässt sich bereits erkennen, dass Fleisch kein „Alleinfuttermittel“ ist. Bei zu hoher oder ausschließlicher Gabe von Fleisch kommt es zwangsläufig zu einer massiven Überversorgung mit Protein und Phosphor, sowie einem Mangel an Calcium und anderen wichtigen Elementen. Hohe Protein- und Phosphorgehalte wirken prädisponierend für Harnsteine und belasten den Stoffwechsel. Gerade die Kombination aus einem überhöhten Phosphorgehalt mit einem zu geringen Calciumgehalt scheint sich besonders negativ auf die Nierenfunktion auszuwirken und kann, v. a. bei Hunden die sich noch im Wachstum befinden, Skeletterkrankungen begünstigen. Wie hoch der Anteil von Fleisch in der Ration sein sollte, hängt in erster Linie vom Proteinbedarf des jeweiligen Hundes ab.
Der Proteinbedarf von Hunden wird dabei häufig überschätzt. Generell hat ein wachsender Hund einen hohen Proteinbedarf, weshalb eine Ration für einen Junghund eher Fleisch-betont sein kann. Leidet der Hund hingegen beispielsweise an einer Leber- oder Nierenerkrankung, sollte der Proteingehalt der Ration deutlich reduziert werden. Wird Fisch als Proteinquelle verwendet, muss dieser unbedingt erhitzt werden, da roher Fisch z. T. Enzyme (Thiaminasen) enthält, die Vitamin B zerstören können. Eine bedarfsangepasste Ration benötigt neben einer Proteinquelle noch eine Ergänzung mit Fett, Kohlenhydraten und Ballaststoffen sowie Mineralstoffen und Vitaminen. Da die Erstellung einer solchen Ration sehr viel Fachwissen voraussetzt, sollte sie immer durch einen Fachmann erstellt werden. In welchem Verhältnis die einzelnen Komponenten zueinander stehen sollten, ist wiederum vom jeweiligen Nährstoffbedarf bzw. den zugrundeliegenden Eigenschaften und Bedürfnissen des einzelnen Hundes abhängig.