ADRK
Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V.

Übergewicht – nicht nur eine Frage der Ästhetik

Die Zahl der übergewichtigen Hunde nimmt stetig zu. Studien zufolge sind mittlerweile zwischen 25 und 40 % aller Hunde in Deutschland übergewichtig. Dies ist leider nicht nur ein optisches Problem, sondern durchaus gesundheitsrelevant. Warum es mit einem halb gefüllten Napf nicht getan ist und was man gegen die überschüssigen Pfunde unternehmen kann, erfahren Sie hier.

Ist mein Hund nur etwas kräftig oder hat er ein Problem?

Oftmals ist es für Hundehalter schwierig zu erkennen, ob bereits ein gesundheitliches Problem vorliegt, oder ob ihr Rottweiler noch einen akzeptablen Ernährungszustand aufweist. Hier kann die Einteilung nach dem sogenannten Body Condition Score, einer einheitlich von Tierärzten genutzten objektiven Skala, helfen. Hierbei werden verschiedene Körperregionen optisch und palpatorisch beurteilt. Idealerweise sollte bei seitlicher Betrachtung des Hundes eine von Rippenbogen zur Leiste ansteigende Bauchlinie sichtbar und von oben eine deutliche Taille zu erkennen sein. Die Rippen, Wirbelfortsätze und Beckenknochen sollten gut tastbar sein, ohne vermehrte Fettauflagerungen.

Auch das absolute Gewicht im Vergleich zum Rassestandard kann als Hilfsmittel zur Bestimmung des Übergewichtes herangezogen werden. Hier müssen jedoch individuelle Unterschiede Berücksichtigung finden. Ein Übergewicht von 10 % wird als beginnende, ein Mehr von 20 % wird als manifeste Adipositas (Fettleibigkeit) bezeichnet. Nehmen wir als Beispiel die Rottweiler Hündin Bella: sie wiegt aktuell 49 kg, ideal wären für sie aber 42 kg. Das tatsächliche Gewicht weicht um 17 % vom Idealgewicht ab. Es handelt sich in diesem Fall um eine Erkrankung, die zum Wohle des Tieres behandelt werden sollte.

Ursachen – Warum wiegt mein Hund zu viel?

Die Ursache für Übergewicht ist letztendlich immer eine energetische Überversorgung des Tieres. Diese überschüssige Energie wird im Körper als Fettgewebe gespeichert. Ein Grund dafür kann zum Beispiel eine Veränderung des Energiebedarfes sein. So sinkt der Energiebedarf von älteren Hunden im Laufe ihres Lebens um bis zu 20 %.

Außerdem unterscheiden sich die Hunderassen in Ihrem Erhaltungsbedarf. Einige Tiere zeigen ferner nach der Kastration eine hormonbedingt erhöhte Futteraufnahme, und auch Stoffwechselerkrankungen (Hypothyreose oder Hyperadrenokortizismus) oder der Einfluss von Medikamenten können den Energiebedarf und die Futteraufnahme beeinflussen. Der maßgebliche Faktor für Gewichtszunahmen des Hundes ist allerdings der Mensch; genauer gesagt, das Fütterungsverhalten der Besitzer. Gerade der soziale Aspekt des Fütterns hat sich in wissenschaftlichen Studien als problematisch erwiesen. Zusätzliche Leckerli-Gaben werden von den Haltern häufig nicht als eigentliche Futteraufnahme gewertet, obwohl diese vermeintlich kleinen Zugaben die Energieaufnahme des Tieres leicht um ein Vielfaches erhöhen können.

Gesundheitsrisiken als Folge von Übergewicht

Es ist wichtig zu erkennen, dass Adipositas eine Erkrankung ist, die auch weitere gesundheitliche Probleme nach sich ziehen kann. Übergewicht erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Mellitus, Tumorerkrankungen oder Beschwerden des Bewegungsapparates. Eine Untersuchung mit 48 Retrievern aus dem Jahr 2002 (Kealy et al., J Am Vet med Assoc., 220/9) hat zudem eine um 20 % reduzierte Lebenserwartung übergewichtiger Hunde nachgewiesen. Der Gesundheit des Hundes zuliebe sollten die Hundehalter daher rechtzeitig Maßnahmen zur Gewichtsreduktion anstreben.

Abnehmen mithilfe einer Reduktionsdiät

Im Idealfall ist mit einem Futter sowohl der Energiebedarf als auch der Bedarf an anderen Nährstoffen, wie Proteinen, Mineralstoffen und Vitaminen, zu 100 % gedeckt. Um die gewünschte Gewichtsreduktion zu erreichen, muss die Energiezufuhr beschränkt werden. Wird nun nach dem bei Menschen beliebten Prinzip „FDH“ (Friss die Hälfte) einfach die übliche Futtermenge reduziert, ergibt sich zwangsläufig eine Unterversorgung der weiteren Nährstoffe und das Risiko einer Erkrankung des Hundes steigt. 

Zum Abnehmen ist es also vielmehr notwendig, ein Futter mit anderer Zusammensetzung zu wählen. Die Energiedichte sollte reduziert und das Verhältnis der Inhaltstoffe zueinander optimiert werden. Um die Bedarfswerte festzustellen, rechnet man am besten mit dem Idealgewicht des Hundes: Bei unserem Rottweiler Bella, mit ihren aktuell 49 kg und einem Idealgewicht von 42 kg, muss zunächst der Energiebedarf für einen 42 kg schweren Hund berechnet werden (= 8,3 MJ ME). Hiervon darf Bella allerdings nur 60 % (= 5 MJ ME) erhalten, um sich die restliche Energie aus den vorhandenen Fettreserven zu holen und diese somit abzubauen. Die Zugabe von Proteinen und anderen Nährstoffen bleibt hingegen uneingeschränkt erhalten. Die Berechnung bezieht sich aber auf die 42 kg Idealgewicht und nicht auf die eigentliche Masse des Hundes (das überschüssige Fettgewebe erzeugt keinen zusätzlichen Bedarf).

Ein geeignetes Futter weist zur Reduktion der Energiedichte einen hohen Rohfasergehalt auf, was häufig durch die Zugabe von Zellulose erreicht wird. Der Energiegehalt sollte bei 10 bis 13 MJ ME/kg Trockenfutter liegen. Auch der Rohproteingehalt liegt zumeist höher als in Standardfutter. Diese Nährstoffkombination hat sich bei der Bekämpfung von Übergewicht als effektiv erwiesen. Vorsicht ist bei Produkten mit der Bezeichnung „light“ geboten. Hierbei handelt es sich in der Regel um zur Reduktionsdiät ungeeignete Futtermittel.

Ein gesunder Diätverlauf ist wichtig für das Wohl des Hundes

Es ist wichtig, dass die Besitzer eine gesunde und realistische Zeitspanne für die Gewichtsabnahme ihres Hundes ansetzen. Optimal ist eine Reduktion des Körpergewichtes von etwa 1–1,5 % pro Woche. Bella würde in diesem Fall ca. 10-15 Wochen bis zum Erreichen Ihres Idealgewichtes benötigen. In diesem Zeitraum bietet es sich zudem an, wöchentlich das Gewicht und den Verlauf der Diät zu protokollieren. Das erleichtert die Einschätzung des Erfolges und motiviert dazu, weiterhin am Ball zu bleiben.

Bewegung – Durch Aktivität das Übergewicht bekämpfen

Neben einer angepassten Ernährung kann auch das Aktivitätsniveau des Hundes Einfluss auf die Gewichtsentwicklung nehmen. Ein bewegungsreicher Alltag steigert den Energiebedarf des Tieres und unterstützt somit den Abbau von überschüssigem Fett.

Dennoch ist zu bedenken, dass erst ab einer erheblichen Steigerung der körperlichen Belastung auch ein deutlicher energetischer Mehrbedarf entsteht. Erst ab zweieinhalb Stunden täglicher Bewegung würde der Energieverbrauch um etwa 20 % ansteigen (abhängig von der Art der Bewegung). Hierbei muss berücksichtigt werden, dass übergewichtige Hunde meist schon körperliche Einschränkungen, wie beispielsweise Gelenkprobleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, mit sich bringen, die einer zu starken Belastung entgegenstehen. Hier kann es sich als vorteilhaft erweisen, auf physiotherapeutische Bewegungsprogramme zurückzugreifen.

Gesund bleiben: Gewicht halten und Prophylaxe

Ist es den Hundebesitzern nach erfolgreicher Reduktionsdiät gelungen, das Idealgewicht zu erreichen, sollten sie wieder auf ein bedarfsangepasstes Futter umstellen. Wichtig ist eine kontrollierte Ernährung, die weiterhin mit regelmäßigen Gewichtskontrollen unterstützt und kontrolliert wird. In die Rationsgestaltung müssen von nun an alle angebotenen Futterbestandteile, also Hauptfutter, Zusätze und Leckerlis, einbezogen werden, um eine energetische Überversorgung zu vermeiden.

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