Niereninsuffizienz bei Hunden – Ursachen, Symptome und die Rolle der Ernährung

Ca. 4 % aller Hunde leiden an einer chronischen Nierenerkrankung. Diese Hunde leiden meist unter vermindertem Appetit, Übelkeit, Abgeschlagenheit und chronischen Durchfall. In fortgeschrittenen Fällen kann eine Niereninsuffizienz auch zu Blutarmut, neurologischen Symptomen und Störungen der Herzfunktion führen. Die Ernährung spielt bei der Behandlung dieser Erkrankung eine bedeutende Rolle. Doch was bedeutet eine Niereninsuffizienz für den Körper Ihres Hundes und warum muss die Ernährung angepasst werden?

Aufgaben der Niere

Die Hauptaufgaben der Nieren liegen in der Ausscheidung von Fremdstoffen und Stoffwechselprodukten sowie dem Erhalt von Stoffen, die für den Körper wichtig sind. Dies geschieht über einen Mechanismus von Filtration, Resorption und Sekretion, bei dem schädliche Stoffe aus dem Körper ausgeschleust und nützliche Stoffe im Körper zurück behalten werden. Zusätzlich regelt die Niere den Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers, indem sie zum Beispiel bei Flüssigkeitsüberschuss eine große Menge wässrigen Harns, und bei Wassermangel nur eine geringe Menge eines sehr hoch konzentrierten Harns ausscheidet. So wird sichergestellt, dass im Körper die richtige Konzentration an Körperflüssigkeiten erhalten bleibt.

Aufbau und Funktionsweise der Niere

Die Umsetzung dieser komplexen Aufgaben wird erst durch den speziellen Aufbau des Nierengewebes ermöglicht. Es besteht aus den so genannten Nephronen, die sich aus Glomerula (kapilläre Gefäßknäuel) und Tubuli (Röhren) zusammensetzt (siehe Abbildung).

In jeder Niere finden sich tausende solcher Nephrone, was mit einer großen Leistungskapazität verbunden ist. In der Tat kommt es erst zu einer eingeschränkten Funktion und somit zu klinischen Symptomen beim Hund, wenn über 70 % der Nephrone zerstört sind. Dadurch wird die Fähigkeit der Niere den Harn zu konzentrieren eingeschränkt, was zu den ersten Anzeichen einer Niereninsuffizienz führt: vermehrte Wasseraufnahme und gesteigerter Harndrang.

Symptome

Je nach Stadium der Erkrankung gelingt es dem Körper nicht mehr, Abbauprodukte auszuscheiden, die sich somit im Blut anreichern. Es kommt vermehrt zur Ansammlung stickstoffhaltiger Abbauprodukte aus dem Proteinstoffwechsel, wie zum Beispiel Harnstoff und Ammoniak. Dieses sogenannte urämische Syndrom ist mitverantwortlich für viele der möglichen Symptome einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz. Darunter zählen verminderter Appetit, Übelkeit, Abgeschlagenheit, Störungen der Elektrolyte und pH-Abweichungen, Schleimhautdefekte, Gewichtsverlust und chronischer Durchfall. Zusätzlich kann es zu Blutarmut, neurologischen Symptomen und Störungen der Herzfunktion kommen. Ein weiteres Problem stellt der gestörte Stoffwechsel von Kalzium und Phosphor dar, was Demineralisierung von Knochen und Verkalkungen verschiedener Organe zur Folge haben kann.

Einmal geschädigtes Nierengewebe ist nicht in der Lage, sich wieder zu regenerieren. Eine solche Nierenerkrankung kann also nicht geheilt werden. Daher ist es aber von besonderem Interesse, das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern und das Wohlbefinden und die Lebenserwartung des Patienten zu steigern.

Anpassung der Ernährung

Gerade die Ernährung spielt hierbei eine entscheidende Rolle für den weiteren Krankheitsverlauf. Wichtigstes Ziel ist, die klinischen Symptome sowie biochemische und physiologische Konsequenzen des Funktionsverlustes zu vermindern.

Reduktion der Proteinzufuhr

Insbesondere eine Reduktion der Proteinzufuhr ist hier von großer Bedeutung, um den Körper von den Abbauprodukten zu entlasten, die für einen Großteil der Beschwerden verantwortlich sind. Die Absenkung des Proteingehaltes im Futter sollte in Abhängigkeit von den Blutwerten vorgenommen werden. Es empfiehlt sich eine Reduktion auf 8-11 g Protein je 1 MJ Energie. In fortgeschrittenen Fällen ist es eventuell notwendig, den Proteingehalt bis auf 6 g/MJ abzusenken. Der Fleischanteil der Ration muss daher verringert werden. Um bei diesem niedrigen Level der Proteinzufuhr keine Mangelzustände zu erzeugen, ist insbesondere auf die Qualität der eingesetzten Proteinquellen zu achten, das heißt auf eine hohe Verdaulichkeit und ein günstiges Aminosäuremuster.

Zusatz fermentierbarer Fasern

Zusätzlich kann der Körper von im Blutkreislauf vorhandenen Abbauprodukten des Proteins entlastet werden, indem man der Nahrung sogenannte fermentierbare Fasern zusetzt. Diese Fructooligosaccharide (FOS) sind pflanzliche Bestandteile (zum Beispiel in Möhren oder Zuckerrübenschnitzeln), die der Hund nicht selbst verwerten kann, im Magen-Darmtrakt allerdings als Nahrung für die dort ansässige Bakterienflora dient. Diese Bakterien können sich somit vermehren und sind in der Lage, Harnstoff aus dem Blutkreislauf abzubauen und folglich den Stoffwechsel des Hundes zu entlasten.

Reduktion der Phosphorzufuhr

Neben den Abbauprodukten des Proteinstoffwechsels haben Hunde mit Niereninsuffizienz auch Probleme Phosphor auszuscheiden. Dieser reichert sich im Blut an, was zu schwerwiegenden Störungen des Mineralstoff- und Hormonhaushaltes führt. Auch hier ist es nötig, die Zufuhr über die Nahrung einzuschränken. Im fortgeschrittenen Krankheitsstadium kann es nötig sein, dem Futter sogar Phosphatbinder zuzusetzen, die die Resorption des Phosphors im Darm einschränken. Diese Maßnahmen verzögern das Fortschreiten der Erkrankung und führen zu einer längeren Überlebenszeit der Patienten.

Anpassung der Mineral- und Vitaminzufuhr

Weitere Nährstoffe, die der eingeschränkten Nierenfunktion angepasst werden müssen, sind das Natrium und die wasserlöslichen Vitamine. Bei Natrium besteht ein ähnliches Problem, wie bei Phosphor. Die Ausscheidung ist gestört und erhöhte Blutspiegel können weitere Komplikationen nach sich ziehen, wie beispielsweise Bluthochdruck. Es ist also darauf zu achten ein Futter zu wählen, das keine bedarfsüberschreitenden Natriumkonzentrationen aufweist. Umgekehrt ist es bei den Vitaminen. Diese werden mehr oder weniger aus dem Körper „herausgespült“, die Versorgung sollte also bei Nierenpatienten angepasst werden.

Erhöhung des Fettanteils im Futter

Auch im Fettstoffwechsel kommt es zu Störungen, die durch Erhöhung der Zufuhr ungesättigter Fettsäuren und hierbei insbesondere Omega-3-Fettsäuren (z.B. aus Fisch- oder Leinöl) ausgeglichen werden können. Diese Fettsäuren wirken sich auch positiv auf das Nierengewebe direkt aus, indem sie Entzündungen bekämpfen können. Auch Antioxidantien, wie beispielsweise Vitamin E schützen das Nierengewebe, indem sie schädliche Radikale abfangen.

Erhöhung der Energiedichte im Futter

Neben diesen Nährstoffanpassungen sollte letztendlich darauf geachtet werden, dass der Hund genügend Energie aufnimmt, um einen Körpermasseabbau zu vermeiden. Eventuell muss der Appetit, beispielsweise durch Erwärmung des Futters, etwas angeregt werden. Es sollten außerdem regelmäßige Kontrollen beim Tierarzt vorgenommen werden, um eventuelle Anpassungen in der Fütterung vornehmen zu können. Werden alle diese Ernährungsratschläge beachtet, ist die beste Grundlage geschaffen, betroffenen Hunden noch ein möglichst langes und beschwerdearmes Leben zu ermöglichen.

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